DIE SCHWARZE. Musikalisch-literarisches Projekt von Martin Paul
DIE SCHWARZE. Ein musikalisch-literarisches Projekt
Martin Paul, Musiker, Komponist, Keyboarder von TON STEINE SCHERBEN und RIO REISER, zu seiner Residenz in oesterfeld04:
Das Wetter: regnerisch und trübe, nur ganz selten hat die Sonne morgens von Osten in mein Apartment geschienen und mich geweckt. Allein das hat schon Lust auf einen Sommeraufenthalt in oesterfeld04 gemacht.
Aber ich wollte ja auch gar nicht raus, ich wollte an meinem künstlerischen Archiv und an der Aufarbeitung des Doppelalbums IV von TON STEINE SCHERBEN (erschienen März 1981, auch „die Schwarze“ genannt) arbeiten. Ich bin dabei, die Songs in einem Soloprogramm vorzustellen, entsprechend verändere ich die Arrangements der Songs, um sie ausschließlich mit E-Piano und Gesang vorzustellen. Es geht mir darum, diesen musikalischen Teil der Geschichte von TON STEINE SCHERBEN in Erinnerung zu rufen, weil die IV eher unbekannt geblieben ist, obwohl sie musikalisch sehr viel zu bieten hat und auch ein beeindruckendes Beispiel für kollektive Musikproduktion ist.
Für dieses Vorhaben war oesterfeld04 genau der richtige Ort. Ein Apartment in dem Schlaf-, Arbeitsraum und Küche ineinander übergingen und wo Raum und Zeit für die Kreativität ineinander flossen. Begleitet von Gastgebern, die mir die Möglichkeit gegeben haben, einsiedlerbrötlerisch zu leben und die trotzdem offen für Kontakt waren und mich mit interessanten Gesprächen über Kunst und Kultur bereichert haben.
Zu dieser Jahreszeit ist Nordfriesland irgendwie ausgestorben. Die nächste größere Stadt, Friedrichstadt, habe ich besucht und mich gefragt, ob überhaupt jemand dort wohnt, nur beim Bäcker habe ich wirklich Menschen getroffen. Aber kein Wunder bei dem Wetter, was zu dieser Jahreszeit dort herrscht.
Das trübe Einerlei draußen hat auch meinen Tagesrhythmus verändert. Die Nächte wurden immer länger und für die musikalische Arbeit genutzt. Auch dies ist ein beachtlicher Vorteil von oesterfeld04, dass man ungestört und auch laut seinen künstlerischen Ambitionen nachgehen kann, egal zu welcher Tageszeit. Es war mir jederzeit möglich, meiner Kreativität freien Lauf zu lassen und zu entscheiden, wann und wo ich was tun wollte. Ein wunderbarer Ort um sich ungestört auf seine künstlerischen Ambitionen und die Welt zu besinnen.